heidin, die sich bekertin und der...

 heidin, die sich bekertin und der

   merterer bigraft. Und der wart von dem botin des keysers geslagin. Und

   von des antlitz, den he berespinde, wart he getriebin und na manigin

   pinen quam he zů gote.

 

   Et sancti Honorati episcopi.

 

   Et sancti Furci confessoris.

 

   Bildbeschreibung

 

   1. Das erste Bild gilt dem Martyrium des Papstes Marcellus. Der Heilige

   sinkt kniend zu Boden, seine Hände sind im Gebet zusammengelegt, die

   Augen geschlossen. Als Heiliger und Papst ist er mit Nimbus und Mitra

   ausgestattet. Ein Scherge schlägt auf Marcellus mit einem Stock ein.

 

              Papst Marcellus wird bei Beda, Usuard, Ado und Notker mit

   einem ausführlichen Eintrag bedacht, ein Martyrium kommt darin aber

   nicht vor. Es existiert allerdings eine Tradition, nach der Marcellus

   ein Märtyrer war. Dieser Tradition ist offenbar auch das JM

   zuzurechnen. Bis heute ist unklar, ob es sich bei dem Papst Marcellus

   um eine historische Person handelt. Vielleicht liegt hier eine

   Verwechslung mit dem gleichnamigen Märtyrer vor.

 

   2. Der tonsurierte Geistliche in weißer Kutte ist wahrscheinlich mit

   dem Bischof Honoratus von Arles zu identifizieren. Honoratus erscheint

   – obwohl im Text als episcopus bezeichnet – nicht im Bischofsornat,

   sondern, entsprechend dem im JM zahlreich vertretenen Typus des

   Abtsheiligen, in einer weißen Kutte, wohl in seiner Eigenschaft als Abt

   in Lérins. Das Bild konserviert hier demnach biographische

   Informationen, die der Text nicht mehr enthält, möglicherweise weil er

   gegenüber seiner Vorlage gekürzt wurde. Denkbar ist auch, daß hier auf

   eine vom martyrologischen Text unabhängige Bildvorlage zurückgegriffen

   wurde, die den Heiligen als Abt abbildete.

 

   Mit der rechten Hand führt Honoratus einen Redegestus aus. Fraglich

   ist, ob das nächste Heiligenbild (eine identisch aussehende, mit dem

   gleichen Redegestus dargestellte Figur) ebenfalls Honoratus im Gespräch

   mit einem anderen Heiligen abbilden soll. Die Frage wird in der

   nächsten Bildbeschreibung zu klären sein.

 

   3. Bei dem als letzten dargestellten Heiligen handelt es sich wohl um

   Furseus von Péronne, einen irischen Missionar in Flandern und der

   Picardie. Er ist mit Tonsur, in einer blauen Tunika, einer roten Kasel

   und mit einem vergoldeten Pallium dargestellt. Seine Blickrichtung und

   der Redegestus der rechten Hand gelten seinem Gesprächspartner im Bild.

   Daß die Darstellung des Gesprächspartners, eines weißen Mönches, wie

   eine Kopie des unmittelbar davor abgebildeten Heiligen wirkt, spricht

   nicht zwangsläufig dafür, daß hier dieselbe Person gemeint sein muß,

   denn das JM arbeitet – nach dem generellen Usus der mittelalterlichen

   Buchmalerei – nicht mit individualisierten Portraits, sondern mit

   typisierten Mustern. Die Redeszene steht nicht nur nicht im Widerspruch

   zu unserem Wissen über Furseus, sondern unterstreicht sogar einen

   wesentlichen biographischen Aspekt. Furseus erlebte – wie Beda in

   seiner ‚Historia ecclesiastica’ (III 19), der Vita Fursei folgend,

   beschreibt – mehrere Visionen, die er gern erzählte. In diesem

   Zusammenhang sind sogar Anekdoten überliefert, die von den

   Schweißausbrüchen des eifrigen Visionenerzählers Furseus berichten, die

   ihn wie „in der Hitze des Hochsommers“ überkamen. Bei der dargestellten

   Redeszene handelt es sich also womöglich nicht um eine ikonographische

   Floskel, sondern um ein ausgehend von den charakteristischen

   biographischen Zügen der Furseus-Vita komponiertes Bild.

 

               Die ‚Visio Fursei’, eine lateinische Legende des 7.

   Jahrhunderts, berichtet von einer visionär erlebten Begegnung Fursei

   mit irischen Bischöfen im Himmel. Vielleicht bezieht sich die

   Kommunikationsszene im JM-Bild auf diese Begegnung. Der Ursprung der

   Ikonographie könnte im Zusammenhang eines Bildzyklus zur Vita bzw. der

   ‚Visio Fursei’ zu suchen sein.

 

 

 

17. Januar

 

   C. xvi. Kal. Februarij

 

   In Egypto apud Thebaidam sancti Antonij . Der was ein můnich und da

   maniger můnche abbet. Und predigite sunder der buche lere wislichen.

   Und lebete an grozer heilicheit.

 

   Iz ist ouch tag sanctorum Speusippi , Elasippi et Melasippi . Do sie

   warin fůnf und zwenz[i]c iare alt, do wurdin sie gemartiret. Sie wurdin

   gehangin an einem boum, die hende uf gebundin, mit den Tzen nieder

   gedenet. Dar nach vůr geworfin, do mochte iz in nicht geschadin. Und an

   irm gebete gabin sie uf irin geist. Do diz sancta Ionilla sach, do

   bekante sie, daz sie ouch kyrstin were. Und also wart sie begriffin und

   mit den locken uf gehangin und mit manigin pinen gemartiret. Und zů

   lestin enthoubet.

 

   Iz ist ouch sente Marcellus tag, eines bischoves.

 

   Bildbeschreibung

 

   1. Die erste Miniatur zeigt das Martyrium des Speusippus, Elasippus und

   Melasippus durch Aufhängen an einem Baum. Alle drei sind entblößt, ihre

   Hände sind über dem Kopf gebunden. Die Bäume, an denen die Heiligen

   aufgehängt sind, wurden nicht dargestellt. Am linken Bildrand ist ein

   Scherge in einem braunen Kapuzengewand, mit einem roten

   (blutbeschmierten?) Stock in der linken Hand, zu sehen. Die Redegebärde

   der rechten Hand richtet sich an einen der Märtyrer.

 

   2. Das zweite Bild stellt Ionilla dar, die sich angesichts des

   Martyriums von Speusippus, Elasippus und Melasippus zum christlichen

   Glauben bekehrte und daraufhin von den Heiden an ihren Haaren

   aufgehängt wurde. Die Heilige ist entblößt dargestellt, während ihres

   Martyriums wird sie von einem Schergen verspottet.

 

   3. Die letzte Miniatur, ein Standbild, bezieht sich auf den Bischof Marcellus.

   Heiligenschein, Mitra, Tunika, Kasel und Bischofsstab des

   Marcellus machen hier den geläufigen Typus eines Bischofsheiligen aus.

 

Personen
(1x) Antonius, Abbas
(3x) Eleosippus, Heiliger
(4x) Furseus, Heiliger
(5x) Honoratus, Arelatensis
(2x) Jonilla, Heilige
(4x) Marcellus I., Papst
(3x) Marcellus, von Die, Heiliger
(3x) Meleosippus, Heiliger
(3x) Speosippus, Heiliger
Zitierhinweis:
Sammlung:
Martyrologium
Dokumenttitel:
 heidin, die sich bekertin und der...
Kanonische URL:
https://martyrologium.editionenportal.de/item/marty_0011
Aufrufdatum:
08.04.2025
Metadaten:
Titel:
 heidin, die sich bekertin und der...
Alternativer Titel:
Jenaer Martyrologium - 0011
Projektklassifikation:
Martyrologium
Besitzende Institution / Datengeber:
Friedrich-Schiller-Universität Jena/Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena
Objekttyp:
Handschriften
Datierung (individuell):
17. Januar
Enthaltene Objekte: