25. Februar
G. v. kal. Mar.
Apud Egyptum sanctorum Victorini , Victoris , Nicofori , Claudiani ,
Discori , Serapionis et Papie . Der erste wart an ein sinewel ding
gelazin, daz was hol und da durch die gate stachin sie in. Und do daz
blůt vollichlichen uz geflossin was, do namin sie in ůz und enthoubitin
in. Dem andirin snietin die fůze und die hende ab und staktin in ouch
dar in als diesin. Und zů lestin enthoubitin in. Den drittin leitin sie
ouch darin. Und da na uf einin rost und gebratin und umme gecart. Und
zů lestin alzů liedit. Die andirn viere wurdin gebrant.
Und zů Affrica wurdin acht heiligin ouch gemartirt .
Et sancte Walburge virgininis [so in der Hs.].
Bildbeschreibung:
1. Das erste Bild stellt drei Märtyrer mit Heiligenscheinen und
entblößten Oberkörpern dar. Sie stehen in einem blauen Kessel mit
Goldrand. Die Darstellung ist auf das Martyrium von Victorinus, Victor
und Nicoforus, den drei erstgenannten von den insgesamt sieben
Märtyrern in Ägypten, zu beziehen. Die Einzelmartyrien in einem sinewel
ding , einem kugelförmigen ausgehöhlten Gefäß, durch Verbluten infolge
von permanenten Stichen, wurden im Bild synchronisiert, so daß alle
drei gleichzeitig im Kessel erscheinen. Im Inneren und außerhalb des
Kessels ist Blut zu sehen. Das Geschehen wird links von einem Schergen
im braunen Gewand und mit blauer Kapuze flankiert. Die Haltung seiner
Hände verrät, daß ursprünglich eine bei Feuermartyrien im JM
unentbehrliche Gabel zum Rühren von glühenden Kohlen geplant war. Sie
wurde hier jedoch nicht ausgeführt, da offenbar rechtzeitig bemerkt
wurde, daß es sich nicht um Verbrennung, sondern um Verbluten handelt,
die roten Farbstriche daher nicht für Feuerflammen, sondern für Blut
stehen.
Vielleicht ist es kein Zufall, daß der Kessel
ikonographisch in auffälliger Weise den Darstellungen der Taufbecken im
JM nahe steht. Eine solche bildliche Angleichung kann auf die
theologische Auslegung des Martyriums als baptismus sanquinis
(Bluttaufe), gestützt werden.
2. Die Darstellung der vier nimbierten Heiligen im Feuer bezieht sich
auf die Verbrennung der „anderen vier“ Märtyrer von Ägypten, also
Claudianus, Discorus, Serapion und Papias.
3. Das Bild einer in ein einfaches braunes Gewand gekleideter Frau mit
Nimbus und langem lockigem Haar bezieht sich auf die heilige Walburga.
Ihre im Text angesprochene Jungfräulichkeit wird im Bild durch das
lange offene Haar, ein typisches Attribut der Jungfrauen, zum Ausdruck
gebracht. Walburga richtet ihren Blick zum Himmel und legt ihre Hände
im Gebet zusammen.
4. Die Enthauptung in der letzten Bildsequenz läßt sich nicht eindeutig
zuordnen. Vielleicht gilt sie stellvertretend dem im Text erwähnten
Martyrium von acht Heiligen in Afrika. Die Art ihres Martyriums wird
auch in lateinischen Martyrologien nicht spezifiziert. Vielleicht hat
man gerade wegen dieser Unklarheit auf die Enthauptung, eines der im JM
geläufigsten ikonographischen Muster überhaupt, zurückgegriffen.
26. Februar
A. iiij. kl. Marcij.
In civitate Pergen Pamphilie, beati Nestoris episcopi. Do he nacht und
tag bette vor sin volk, do wart he selben begriffin und zů gerichte
bracht als ein lam. Und do he vrilichin und vrolichin den namin Jesu
Christi bekante und sprach, daz ir abgote tůvile werin und also wart he
gehangin und geslagin grůweliche. Und al die wile sang he vrolichin:
„Ich benedige got an allin stundin und sin lob ist immer in minem
munde!“ Do daz der richter horte, do erquam he is, da in die pine nicht
erwegite. Und woldin [=wolde in] do mit samftin wortin von gote kerin.
Und sprach: „Wil tu wesin mit uns oder dimo Christo?“ Do antworte he
mit grozer vroude: „Ich was mit mineme Cristo und bin mit im unde schal
immer mit im blibin!“ Und also erzůrnte sich der richter und gebot, daz
man in crůcigin solde an ein holtz, wand he geloubite an sinin
crůcigintin got. Also scholde he ouch sterbin.