5. März
A. iij. Noñ. Mar.
Apud Anthiochiam sancti Phoce . Der wart gemartirt durch got. Und wie
he na manigim lastire habe siegevochtin wiedir die alde slangie, daz
ist noch offembar daran, ob ieman ist, dem die slange geschat hatte mit
ire vorgift und he quam zů sinir kyrchin und mit geloubin indie tůr
rurte, der was alzůhant gesunt.
Et sancti Eusebij . Mit deme wurdin gemartirt nůne.
Bildbeschreibung:
1. Das erste Bild stellt den heiligen Phocas dar, der eine Schlange
bezwingt. Seine rechte Hand richtet sich im Befehlsgestus
(ausgestreckter Zeigefinger) gegen die blau kolorierte, sich windende
Schlange. Gleichzeitig holt der hinter Phocas stehende Scherge zu einem
Schwertschlag aus, um den Heiligen zu enthaupten. Hier wurden im Bild
zwei Szenen synchronisiert, die zeitlich auseinanderliegen. Zusammen
lassen sie das Profil des Heiligen als Schlangenbezwinger und Märtyrer
dem Bildbetrachter umso einprägsamer erscheinen.
2. Das zweite Bild zeigt eine Gruppe von fünf nimbierten Heiligen. Sie
erscheinen allesamt entblößt und mit geschlossenen Augen. Die Art ihres
Martyriums wird im Bild durch nichts spezifiziert, die Ikonographie
entspricht aber dem Tod durch Ertrinken. Die Miniatur ist in jedem Fall
als unvollendet zu betrachten: zu einem Tod im Wasser hätte noch eine
Darstellung des Wassers, zu einer anderen Martyriumsart (etwa
Enthauptung, Erschlagung oder Steinigung) das Bild eines
Hinrichtungsvollstreckers und -instruments gehört.
Ausgehend vom Text läßt sich das Bild dem nicht näher spezifizierten
Martyrium des Eusebius und weiterer neun Heiligen zuordnen. Die
Unbestimmtheit und der fragmentarische Charakter des Bildes sind somit
der Unbestimmtheit der Informationen im Text geschuldet. Wahrscheinlich
wurde hier auf dasselbe ikonographische Vorbild zurückgegriffen, wie in
der zweiten Miniatur zum 4. März (s. oben). In der Gebetshaltung eines
der Märtyrer in jenem Bild ist wahrscheinlich ein Anpassungbestreben an
die Enthauptungsikonographie zu sehen, das allerdings nicht konsequent
realisiert wurde.
6. März
B. ij. Nonas. Mar.
Nicomedie sanctorum Victoris et Victorini . Die warin drů iar mit
Claudiano und Bassa , siner husvrouwin gemartirt mit manigin pinin und
zů lestin an den kerker geworfin. Dar an quamin sie zů gote.
Et sancti Quiriaci episcopi.
Bildbeschreibung:
Die Miniatur erstreckt sich nur über die Hälfte des üblichen
Bildraumes. Die zweite Hälfte wird vom Text des nächsten Tageseintrages
in Anspruch genommen. Trotz ihrer platzmangelbedingten engen
Aneinanderreihung sind zwei Bilder zu unterscheiden.
1. In der blau kolorierten Architektur, die hier einen Kerker meint,
sind vier nimbierte Heilige zu sehen: Victor, Victorinus, Claudianus
und durch ein weißes Gebände als Frau gekennzeichnete Bassa.
2. Das zweite Bild ist eine Bischofsdarstellung, die sich auf den
heiligen Quiriacus bezieht. Er erscheint im typischen Bischofsornat,
die rechte Hand ist im Redegestus abgebildet.
7. März
C. Nonas Martij
In Mauritannia civitate sanctorum martyrum Perpetue et Felicitatis .
Und mit in wurdin gemartirt Revocati , Saturi , Secunduli . Und der
leste starb in deme kerkere und die andirn wurdin von den tyerin
gezzin. Do sie in deme kerkere warin und Felicitas ein kint trůg, do
batin sie got, daz sie an dem achtin mandin des kindis genas. Und also
wart sie mit in gemartirt. Sie wurdin nackit gemachit und mit gebundin
handin zů der martyre bracht. Sanctus Saturus und Perpetua, die wurdin
von den lewin gezzin. Und Saturninus von bern. Und Revocatus und
Felicitas von lebardin.
Bildbeschreibung:
1. Das erste Bild stellt eine weibliche Heilige im Kerker dar. Es
handelt sich wahrscheinlich um die heilige Felicitas, deren
Gefängnishaft, Schwangerschaft und Niederkunft vor der Hinrichtung im
Text thematisiert werden. Ihr Kopfputz, ein Gebände, verrät in ihr
vielleicht eine verheiratete Frau. Wenn dem so ist, folgt der Text
einer Tradition, nach der Felicitas mit dem Mitgefangenen Revocatus
verheiratet war.
2. Das zweite Bild stellt einen männlichen Heiligen dar. Sein Kopf ist
zur Seite geneigt, die Hände sind auf der Brust verschränkt. Es ist
nicht sicher zu entscheiden, mit welchem der drei genannten männlichen
Märtyrer dieses Bild zu identifizieren ist. Vielleicht ist hier
Secundulus gemeint, der nach der Auskunft der Legende als einziger
seinen Tod im Kerker fand und nicht wie die anderen von den Tieren
zerfleischt wurde.
3. Das dritte Bild zeigt, wie drei entblößte Märtyrer von wilden Tieren
(zwei Löwen und einem Bären) zerrissen werden. In den Gesichtern der
Heiligen sind Blutspuren zu sehen. Es handelt sich hier um Saturus und
Perpetua, die von den Löwen zerrissen wurden, und Saturninus, der einem
Bären zum Opfer fiel.