he gote und sprach:
„Herre, an dine hende bevel ich minin geist!“ Und zů vespere wart he in
den kerker bracht und zů mittenacht gesterkit von der engele sůne. Und
zů lestin sach he got selbin: Do ladite he in zů deme hiemelrich.
Und sanctorum Clarentij und Rustici , die warin bischove.
Und andir dri heiligin .
Bildbeschreibung:
1. Das erste Bild zeigt die Verschleppung des Evangelisten Markus durch
die Heiden. Der blau, rot und braun kolorierte, mit Gold verzierte
Altar deutet darauf hin, daß Markus als Zelebrant aus der Ostermesse
entführt wurde. Zwei heidnische Schergen haben ein Seil um den Hals des
Heiligen gebunden und ziehen ihn weg vom Altar. Markus ist mit Tonsur,
Heiligenschein, in einer blauen Kasel dargestellt, seine Hände sind zu
einem Redegestus geformt, der sich wohl auf die von ihm vollzogenen
liturgischen Handlungen bezieht.
2. Markus erscheint im Kerker, sein Blick und seine Hände in
Gebetshaltung richten sich zu Gott, der dem Heiligen am Ende des
Martyriums erschien, um ihn in den Himmel aufzunehmen. Jesus erscheint
mit Kreuznimbus, seinem typischen Attribut, in den Händen hält er, als
Symbol für eine Aussage, ein leeres Spruchband.
3. Die beiden Bischofsdarstellungen beziehen sich auf die heiligen
Clarentius und Rusticus. Wie so oft in den Illustrationen des JM,
richten sich die Zeigegesten der Heiligen zur vorausgegangenen Szene,
ohne daß ein inhaltlicher Zusammenhang zwischen den beiden Bildern
besteht. Durch diesen bildkompositorischen Kunstgriff werden die
zeitlichen Grenzen zwischen den beiden Szenen / Ereignissen aufgehoben,
eine Kontinuität der Heilsgeschichte wird postuliert und
veranschaulicht. Die Verknüpfung bot sich hier ganz besonders an, da
die erste Bildszene eine Erscheinung Christi zum Thema hat. Die
überzeitliche „Anwesenheit“ von Zeugen trägt hier also, könnte man
sagen, einen Offenbarungscharakter.
26. April
D. vj. kal. Maij.
Zů Rome sancti Anacleti , der was pabist zů Rome und wart enthoubit.
Und sancti Marcelli , der was ouch pabist und wart enthoubit mit
Claudio und Cirino und Antonio .
In der zit Trdin ouch bin einime mandin zene und siebin tůsint mensche
gemartiret.
Und sancti Stephani , der was pabist.
Bildbeschreibung:
1. Die erste Szene stellt die Enthauptung des Papstes Anacletus dar.
2. Die Enthauptung von Papst Marcellus und zwei jugendlichen Heiligen
(stellvertretend für die im Text genannten drei).
3. Hinter einem angedeuteten kantigen Felsen- bzw. Erdsegment sind
mehrere nimbierte Heilige zu sehen. Ihre geschlossenen Augen geben zu
verstehen, daß der Schwert schwingende Scherge sein blutiges Werk
bereits vollbracht hat. Das dargestellte Martyrium bezieht sich auf den
Tod von siebzehntausend Menschen, die laut Text innerhalb eines
einzigen Monats hingerichtet wurden.
27. April
E. v. kal. Maij.
Zů Rome sancti Anastasij , der was pabist.
Und zů Nycomedia sancti Antymi . Der was bischof und wart enthoubit
durch got. Und he gieng den weg der martire sinime volke vor als ein
gůt hirte. Deme volgitin sie und wurdin sůmeliche enthoubit. Und die
andirn wurdin gebrant. Und die in schif gesazt und in daz mer gesenkit.
Bildbeschreibung:
1. Der als erster dargestellte geistliche Würdenträger (Heiligenschein,
Mitra, Kasel) ist mit dem Papst Anastasius zu identifizieren. Mit dem
Zeigegestus der rechten Hand deutet er auf die nächste Szene.
2. Hier ist die Enthauptung des Bischofs Antymus dargestellt. Im
Unterschied zu der sonst üblichen Gebetshaltung der Märtyrer deutet
Antymus mit dem Zeigefinger der rechten Hand auf seinen Peiniger, der
zu einem Schwertschlag ausholt.
3. Vier entblößte jugendliche, nimbierte Märtyrer erscheinen in
Feuerflammen. Es handelt sich um die von Bischof Antymus einst betreute
Gemeinschaft von Christen, die seine Nachfolger im Martyrium wurden.
4. Ein anderer Teil der Gläubigen um Antymus wurde in einem Schiff ins
Meer gesenkt. Drei junge Männer (ohne Heiligenscheine) sind in einem
sorgfältig ausgeführten, braun kolorierten Boot dargestellt. Die
gekräuselten Wasserwellen wurden blau koloriert.