Bildbeschreibung
Der gesamte Bildstreifen gilt dem Martyrium der heiligen Lucia, wobei
die Chronologie des Textes im Bild nicht gewahrt wird.
1. Die erste Bildszene stellt die Heilige (zu sehen ist nur ihr
nimbierter Kopf) im Feuer dar. Die mit schwarzer Tinte vorgezeichneten
Flammen und das Holz der Feuerstätte sind mit roter Farbe koloriert.
Der dazugehörige Folterknecht ist am linken Rand dargestellt. Seine
typisierten Körperhaltung und Keidung kommen im JM mehrfach vor, wenn
Heiligenverbrennungen dargestellt werden. Ein Werkzeug zum Schüren des
Feuers war offenbar geplant (siehe den typischen Handgriff des
Schergen), blieb aber unausgeführt.
2. In diesem Bildsegment wird die an einen Balken gebundene Lucia von
einem Löwen bedroht, gleichzeitig schickt sich ein als Halbfigur
dargestellter Scherge an, den Hals der Heiligen mit einem Schwert zu
durchbohren. Lucia ist mit einer blauen Tunika bekleidet, ihren Kopf
zieren kunstvolle Zöpfe, Märtyrerkrone und Heiligenschein.
14. Dezember
E. xix. Kl. Januarij.
Zů Alexandria sanctorum Heronis , Arsenij , Ysidori und Dyoscori . Do
sie warin zů gerichte bracht, do liez he Dyoscorum, der was zwelf iar
alt, allir erst pinigin mit wortin, darna mit slegin, darna pinlicher,
wand he stete an deme geloubin bleib. Darna wurdin die andirn gebrant.
Zů Antyochia sanctorum Drusi , Zosimi und Theodori . Die wurdin
gemartiret.
Und sancti Nycasij . Der was bischof und wart enthoubit.
Und Spiridionis . Der was bischof und got tet vil zeichin durch in.
Bildbeschreibung
1. Die erste Miniatur zeigt das Martyrium der heiligen Heron, Arsenius,
Isidorus und Dioskorus. Ein Folterknecht schlägt auf sie mit einem
Knüppel ein. Man hat auf die Darstellung des Heiligenscheins des
vorderen Heiligen verzichten müssen, damit die Gesichter der anderen
Märtyrer im Hintergrund sichtbar bleiben. Das Bild hält sich an den
Textangaben zum jugendlichen Alter des Knaben Dioskorus: die kindlich
wirkende Physiognomie des links im Vordergrund dargestellten Heiligen
im hellbraun-gelben Gewand mit gebeugtem Arm läßt in ihm Dioskorus
erkennen. Die Maler haben versucht, die Gestalt des vorderen Heiligen,
vor allem seinen Mantel, durch die unterschiedlichen
Kolorierungstechniken (halbtransparente hellbraune Grundfarbe vs.
kontur-, tiefe- und volumengebende mehrschichtige Farbauftragung), zu
modellieren.
2. Das zweite Bild zeigt die Verbrennung von vier Heiligen. Es handelt
sich um drei jugendliche Personen und einen alten Mann, dessen
fortgeschrittenes Alter vor allem seine Glatze verrät. Wahrscheinlich
sind hier die im Text erwähnten „anderen“ gemeint, die im Anschluß an
die im ersten Bild dargestellte Heiligengruppe gemartert wurden. Die
Hände des Heiligen im Vordergrund sind gefesselt. Der jugendliche
Heilige rechts legt seinen Kopf in die Hand (Trauergestus). Die Flammen
wurden ohne Vorzeichnung direkt mit roter Farbe gemalt. Ein bärtiger
Scherge schürt das Feuer.
15. Dezember
F. xviij. Kl. Januarij.
Zů Affrica sancti Valeriani . Der wart uz von der stat aleine
getriebin, daz nieman enwoste, vor he quam. Und do he me den acht und
zwenzg iar alt was und lange alsus iamirig und nackit hatte gewandiret,
do quam he zů gote.
Und sancti Maximi . Der was ein piestir und lebite vil heiliglichin.
Bildbeschreibung
1. Ein jugendlicher Mann im roten Gewand verweist den heiligen
Valerianus (mit einem blauen Gewand und braunem Mantel bekleidet, mit
Heiligenschein versehen) der Stadt, indem er auf ihn mit einer
Geißelrute einschlägt. Der Scherge befindet sich noch mit einem Bein
innerhalb, Valerianus hingegen bereits außerhalb der Stadtmauer, was
die Zugehörigkeit zur Stadt des einen und den heimatlosen Status des
anderen verdeutlicht. Die Handbewegung des Vertriebenen deutet sein
künftiges Wanderleben fernab der Heimatstadt an. Die Gesichtszüge des
jugendlichen Schergen tragen keine Spur der typischen häßlich-grimmigen
Physiognomie der Bösewichte. In Ansätzen ist noch eine Federzeichnung
zu erkennen, die die Rute in seiner Hand mit nach unten herabhängenden
Geißeln darstellte. Sie wurde offenbar nachträglich getilgt und durch
eine dem Kontext nach adäquatere Darstellung ersetzt.
Die Stadt wird durch eine Stadtmauer und zwei Türme symbolisiert. Alle
drei Elemente sind mit Zinnen geschmückt, der blaue Turm am linken Rand
zusätzlich mit einem dreieckigen roten, krabbenverzierten Abschluß nach
der Art eines Wimpergs, in dem noch das durch die Federzeichnung
vorgegebene Maßwerk (u.a. ein Vierpaß) durch die rote Farbe, mit der
die Zeichnung koloriert wurde, hindurchschimmert. Drei angedeutete
Erdschollen machen die untere Bildgrenze aus.
2. Das zweite Bild zeigt den heiligen Maximus in Gebetshaltung vor
einem Altar, auf dem ein Altarkreuz steht. Das im Text angesprochene
heiligmäßige Leben und das Priestertum des Maximus werden im Bild durch
die Darstellung dieser liturgischen Handlung symbolisiert. Der Heilige
trägt einen blauen Mantel, ist mit einem Heiligenschein bedacht und
tonsuriert.
16. Dezember
G. xvij. Kl. Januarij.
Iz ist gehůgnisse der drier kindir Ananie